Wen-Do Philosophie

Wen-Do, das bedeutet „Weg der Frau“. Wen-Do wurde 1972 von Frauen für Frauen und Mädchen entwickelt und hatte ursprünglich den Zweck der Gewaltprävention und der Gewährleistung von Sicherheit für Frauen im Alltag. Auch wenn sich Wen-Do seit den 1970er Jahren stark weiterentwickelt hat und viele aktuell relevante Themen Teil des Konzepts geworden sind, so liegen die Grundprinzipien des Erlernens von körperlicher Selbstverteidigung und verbaler sowie geistiger Selbstbehauptung allen heutigen Techniken und Übungen immer noch zugrunde.

Wen-Do lehnt jegliche Form von Diskriminierung und Rassismus ab. Das Konzept von Wen-Do basiert auf Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und Selbstbestimmung. Das Besondere an Wen-Do ist: alle Teilnehmenden können Wen-Do lernen, ganz unabhängig von Alter, Fähigkeiten oder Fitnesslevel. Wen-Do ist also kein Kampfsport, sondern setzt bei den individuellen Bedürfnissen und Stärken aller Kursteilnehmenden an.

Wen-Do schafft in den Kursen Raum. Raum für Menschen, die neugierig sind, sich auf Gespräche und Diskussionen einzulassen. Raum für Menschen die offen sind selbst-reflektiert mit der Gruppe verschiedenen Themen zu beleuchten und verschiedene Sichtweisen zuzulassen. Raum für Menschen die sich als Frau identifizieren (nicht-binär, cis, trans, inter*). Raum für Teilnehmende jeglicher kulturellen und ethnischen Hintergründe, Lebensweisen und für Teilnehmende mit Behinderungen.

Wen-Do setzt sich mit geschlechterspezifischer Gewalt und Rollenbildern auseinander, und bietet Raum und Unterstützung bei Gewaltbetroffenheit und arbeitet stark in der Gewaltprävention.

Geschlechterspezifische Gewalt und Rollenbilder

Geschlechterspezifische Gewalt ist ein weit verbreitetes, wenn auch oft nicht offen diskutiertes, gesellschaftliches Problem. Gerade Mädchen, Frauen und genderqueere Personen leiden oft unter patriarchaler und sexualisierter Gewalt. Sie begegnen in der Familie, in Beziehungen, in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit immer wieder Situationen, in denen sie mit Gewalt konfrontiert werden, die sich auf geschlechterspezifische Rollenbilder stützt. Dies kann in subtileren oder weniger subtilen Formen geschehen. Es zeigt sich etwa in herabwürdigenden Sprüchen, ungewollten Annäherungsversuchen bis hin zu körperlichen Übergriffen und sexualisierter Gewalt. Gesellschaftliche Erwartungen, wie Frauen und Mädchen, mit solchen Situationen umgehen (bzw. sie übergehen) sollen, lassen ihnen oft wenig Handlungsspielraum offen, diese Gewalt zu erkennen und sich zu wehren.

Gewaltprävention und Sicherheit im Alltag

Wen-Do ist ein Präventionskonzept und stärkt die Kursteilnehmenden in allen Lebensbereichen, in denen sie Grenzverletzungen oder auch Gewalt erfahren. Zum Beispiel in der Familie, bei Bekannten, im Beruf, im Alltag oder auf der Straße. Das Ziel von Wen-Do ist es Frauen und Mädchen zu helfen die Anzeichen für potenzielle Grenzüberschreitungen und Übergriffe frühzeitig zu erkennen und diese abzuwenden. So vielfältig wie die Leben der Frauen und Mädchen sind, sind auch ihre Wege eigene Grenzen zu behaupten. In Wen-Do Kursen werden deshalb ganz unterschiedliche Arten der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung mit der Stimme, dem Blick und dem Körper geübt. Dabei schärfen wir die Wahrnehmung und finden unsere eigene Art uns zu schützen, abzugrenzen und uns Sicherheit im Alltag zu geben.

Gewaltbetroffenheit und Unterstützung

Wen-Do Kurse werden oft von Teilnehmenden mit einschneidenden Gewalterfahrungen besucht. Manchmal ist der Wen-Do-Kurs sogar der Ort, an dem erstmals das Schweigen über die erlebten Übergriffe gebrochen und über die damit verbundenen Gefühle wie Hilflosigkeit, Demütigung, Schuld und Scham gesprochen werden kann.

Im Kurs können Erlebnisse verarbeitet, das Selbstwertgefühl gestärkt und Schritt für Schritt Strategien erlernt werden, wie eigene Grenzen durchgesetzt werden können.

Die Teilnehmenden erweitern ihren Handlungsspielraum, erleben ihre individuelle wie kollektive Stärke und gewinnen in der positiven Kursatmosphäre neuen Mut.